Berührung ist ein Grundbedürfnis des Menschen, genau wie das Bedürfnis nach Licht, Schlaf, Essen und Trinken. Forscher haben sogar herausgefunden, dass die Berührungsqualität der ersten Lebensjahre prägend ist für die menschliche Entwicklung. Es gibt die Geschichte des Staufenkönigs Friedrich II., der ein Experiment mit Säuglingen aus dem Waisenhaus gemacht hat. Es wurden nur die Grundbedürfnisse der Kinder gestillt, wie Essen, Wärme und trockene Windeln, aber sie bekamen keinerlei liebevolle Zuwendung oder Berührung. Kein einziges der Kinder hat überlebt, was zeigt, wie enorm wichtig die Berührung und der Körperkontakt sind.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Berührung nicht nur emotional, sondern auch physiologisch wirkt. Wenn wir berührt werden, schüttet unser Körper Oxytocin aus – das sogenannte "Kuschelhormon", das Stress reduziert, das Immunsystem stärkt und unser Wohlbefinden steigert. Gleichzeitig sinkt der Spiegel von Stresshormonen wie Cortisol. Schon eine sanfte Berührung kann unser Nervensystem beruhigen und ein Gefühl von Ruhe und Entspannung auslösen.

Mindestens ebenso wichtig wie die Berührung selbst ist die Qualität der Berührung. Ich kann bei einer Massage den Körper kneten und mir dabei überlegen, was ich später noch alles einkaufen muss. Ich kann einen Körper aber auch ganz bewusst berühren, aus dem Herzen heraus. Mit Achtsamkeit, Gefühl und Liebe. Ich verbinde mich mit dem Körper, der vor mir liegt, spüre in ihn hinein und lasse mich von ihm führen. Auch verbal bin ich mit meinen Klienten während der Massage in Kontakt und lasse mir immer wieder Rückmeldung geben über das, was sie empfinden und spüren. So bekommen die Menschen auch selber wieder mehr Bewusstheit für ihren Körper und lernen dessen Bedürfnisse besser kennen.

Die Achtsamkeitsmassage ist mehr als „nur“ Wellness. Sie geht unter die Haut und berührt nicht nur den Körper sondern auch die Seele. Diese Art der Massage hat z. B. auch eine sehr positive Wirkung auf Menschen, die unter Stimmungsschwankungen leiden und sich aus ihrer Mitte herausgerissen fühlen. Der Organismus wird mit Glückshormonen überhäuft und der Mensch erfährt Frieden und Glück. Der Energiefluss wird angeregt und Harmonie und Wohlbefinden stellen sich ein.

Berührung geht jedoch über das Physische hinaus. Sie schafft Verbindung – zu uns selbst und zu anderen. In einer Welt, die immer digitaler wird, wird dieser Kontakt oft vernachlässigt. Viele Menschen spüren das in Form von Einsamkeit, innerer Unruhe oder einem Gefühl der Getrenntheit. Massage und achtsame Körperarbeit können hier Abhilfe schaffen, indem sie nicht nur Verspannungen lösen, sondern auch tiefe emotionale Entlastung bringen.

Berührung erinnert uns daran, dass wir nicht allein sind, dass wir Teil eines Ganzen sind. Sie gibt uns das Gefühl, gesehen, gehalten und angenommen zu werden – und das ist etwas, wonach wir uns alle sehnen. In der Kraft der Berührung liegt Heilung, und sie ist eine Einladung, wieder in Verbindung mit uns selbst zu treten, dem eigenen Körper zu vertrauen und Lebensfreude zu spüren.

Vielleicht ist es an der Zeit, sich wieder bewusst Raum für Berührung zu schenken – ob durch eine Massage, eine Umarmung oder einfach das achtsame Berühren der eigenen Hände. Denn Berührung ist nicht nur angenehm, sie ist lebensnotwendig.